ganga  (Sanskrit, f.,गंगा, gaṅgā) ist der indische Name für den Fluss Ganges, der auch als ‚Mutter Ganga‘ bezeichnet wird.

Der wichtigste Tempel von allen liegt an der letzten der vier heiligen Quellen des Ganges. Dies ist Gangotri, jener Ort, den die Hindus für den Ursprung des Ganges halten. Als Göttin bewässerte Ganga ursprünglich die Gärten des Himmels, doch ihre reinigenden Kräfte wurden auch auf der Erde benötigt, um die Asche der Toten fortzuspülen.

Ganga erklärte sich bereit, der Menschheit zu helfen, doch die Wucht ihres Abstiegs hätte die Erde zerstört. Darum schaltete sich ein weiterer Gott ein: Shiva. In Gangotri fing er die fallende Flussgöttin in seinem Haar auf, federte damit ihren Aufprall ab und verteilte ihr Fließen in tausende kleinere Ströme. Dieser spektakuläre Wasserfall ist die irdische Erinnerung an jenen ungestümen Abstieg.

Aber auch Gangotri kann nicht die eigentliche Quelle sein. Hier ist der Fluss bereits breit und mächtig und wird von einem der größten Gletscher des Himalayas weiter oben im Tal gespeist. Noch vor wenigen hundert Jahren füllte dieser Gletscher das ganze Tal aus und reichte bis zum Dorf hinunter. Mit dem Temperaturanstieg hat er sich jedoch um mehr als zwanzig Kilometer zurückgezogen.

Nur die Entschlossensten machen sich auf das letzte Stück des Weges das Tal hinauf bis zu den entlegensten Ursprüngen des Flusses. Ihr Ziel ist Gaumukh, das „Maul der Kuh“, eine Eishöhle, aus der ein milchiger Strom fließt. Diesen kalten, einsamen Ort halten viele für die Quelle des Ganges. Für die meisten Pilger ist es nur ein flüchtiger Besuch. Sie bleiben gerade lang genug für ein paar Gebete und ein rituelles Bad im eisigen Wasser. Doch auch hier ist es eher Glaube denn Geographie, der den Ort als Quelle des Ganges bestimmt.

Noch weiter oben, oberhalb des Gletschers gibt es noch mehr fließendes Wasser. Wenn die Quelle eines Flusses der Ort ist, der am weitesten vom Meer entfernt ist, dann ist es wohl dieser Ort hier, in den Weiden des Gebirges, wo sich der spirituelle und geographische Ursprung des Ganges schließlich begegnen. Umgeben und beschützt von den Berggöttern, gibt es wohl kaum einen passenderen Ort für die Geburtsstätte des heiligsten Flusses Indiens.